Beim Balzen

651237_original_R_K_B_by_Rosel Eckstein_pixelio.deAn meinem Geburtstag war ich essen. Ich hatte mich hübsch gemacht, hatte einen Rock angezogen, der in einer Sitzposition zum Minirock wird und fand mich wie immer ganz toll. Essen wie immer, spitzenmäßig. Sohn wie immer, … wie immer halt.

Diesmal gab es aber sogar eine Showeinlage. Nein, ich meine nicht, das Übliche, dass einer Geburtstag hat und Happy Birthday Musik angeschmissen wird, geklatscht wird, Cocktail und Lichtershow und so weiter, das natürlich auch, aber nicht für mich. Ich hatte Schläge angedroht, falls einer sagen würde, dass ich Geburtstag hatte. Geburtstage werden überbewertet. Sie sind nichts einzigartiges, zum einen hat man sie immer wieder und zum anderen andere auch. Ich meinte eine andere Show. Vielleicht war es auch gar keine Show, sondern eine Studie des männlichen Balzverhaltens. Zwei Tische weiter saßen irgendwann sieben Frauen. Bezeichnet man eigentlich alles unter 24 mit einem Verhalten von einer gefühlten 14 als Frau? Gehen wir mal davon aus.

Erstmal fiel mir das gar nicht auf, die Kellner trugen die Teller von dem Tisch, fragten, ob alles in Ordnung sei, brachten Neues, denn das ist ihr Job. Und dann kamen sie immer öfter. Traurig, aber wahr, ich rede nicht von dem Tisch, an dem ich saß. Nee, eigentlich nicht traurig. Ich gehe ja nicht ins All-You-Can-Eat-Restaurant, um mich zu unterhalten, jedenfalls nicht mit den Menschen, die da arbeiten. Zu meinem Rock ist zu sagen, dass er höchstens traurig darüber war, dass er den ganzen Abend unter dem Tisch sein musste. Und wäre es wirklich meine Absicht gewesen, ihn zur Schau zu stellen, hätte ich mir sicher eine andere Tageszeit, wie zum Beispiel die mit Licht, ausgesucht. Und ehrlich, dieser Rock hat es nicht nötig. Und sie liefen immer noch oft da hin, manchmal waren sogar zwei auf einmal am Tisch. Nun, die Reaktionen der Frauen kann ich nicht beurteilen, aus fünf Metern Entfernung. Sie lächelten und zwischendurch wurde ein bisschen gegackert. Aber wenn es einen als Frau stört, wie reagiert man? Jetzt müste man wissen, wie die Kellner sich geäußert haben. Man kann ihnen ja nicht zum Vorwurf machen, dass sie Teller abgeräumt haben, neue brachten und sich erkundigt haben, ob alles in Ordnung sei. Und man kann sicher auch anderen Kellnern nicht vorwerfen, dies auch getan zu haben. Das ist doch nur kundenfreundlich und eine Strichliste, wann das letzte Mal an welchem Tisch, man sich erkundigt hat, ob man sonst noch was für einen tun könnte, ist zu aufwendig. Was ist Belästigung und wo fängt sie an? Und so wurde weiter erkundigt, dann wurde der Tisch daneben abgewischt. Einmal von dem einen, dann von dem anderen. Und dann wieder andersrum. Aus der Ferne hatte ich schon Sorge, dass sie den Tisch vielleicht wund scheuern. Ich rede nur von Kellnern, nicht von Kellnerinnen. Wenn es wirklich alles nur reines Plichtbewusstsein sein sollte, sollte man den Kellnerinnen erzählen, dass sie reinlicher und kundenfreundlicher werden sollten. Eigentlich ist das auch falsch, denn das haben sie auch getan, nur nicht an dem Tisch. Oder gefiel es den Damen? Machte ihnen die Störung nichts aus? Geht man nicht mit seinen Freundinnen essen, um mit den Freundinnen zu quatschen?

Sind die Kellner verzweifelt und ist dies ein Balzverhalten, oder ist es die Kalkullation des Unternehmens, die dafür verantwortlich ist? Denn beim All-You-Can-Eat bezahlt man ja immer gleich viel, ob man einen Ochsen, oder eine Selleriestange am Abend isst. Und wer plaudert, kommt nicht zum essen. Bei diesen zierlichen Frauen, ich hab da so meine Zweifel. Und nur bei denen? Irgendwann musste ich gehen, da wurde immernoch gefragt, getänzelt, gewischt und gegackert. Obwohl ich nicht hätte tauschen wollen, stellt sich mir die Frage, mal wieder, warum ich in solche Situationen nicht komme. Seit einigen Jahren dient mir mein Sohn als Erklärung, aber ich befürchte, so einfach ist es nicht.

(Foto: Rosel Eckstein  / pixelio.de)

2 Gedanken zu „Beim Balzen

  1. Pingback: Erinnerung | ;Das denke ich… Elwira Szyca

  2. Pingback: Sushi en masse | ;Das denke ich… Elwira Szyca

Hinterlasse einen Kommentar